Die WhatsApp-Alternative, auf die wir alle gewartet haben?

Vor einiger Zeit ging ein Aufschrei der Empörung durch die WhatsApp-Nutzerbasis, als Facebook den Dienst gekauft hatte. Es blieb beim Aufschrei.

Vielleicht auch, weil es keine vertrauenswürdigen und brauchbaren Alternativen gab. Vertrauenswürdig, weil die Software den Grundsätzen von Freier Software und Open Source folgt und die Kommunikation Ende-zu-Ende verschlüsselt ist. Brauchbar, weil man damit plattformübergreifend, zumindest zwischen Android und iOS, mit seinen Freunden kommunizieren kann, neben Text auch Bilder und Videos austauschen kann und nicht zu vernachlässigen Gruppenchats unterstützt werden.

Mit dem Release von Signal 2.0 für iOS scheint diese lang ersehnte Alternative nun endlich verfügbar zu sein. Die App entstammt dem Community-Projekt Open Whispersystems. Dieses hatte vor einiger Zeit bereits das entsprechende Pendant für Android veröffentlicht. Auch wenn die Apps auf der jeweiligen Plattform noch unterschiedliche Namen führen, lässt sich damit trotzdem plattformübergreifend verschlüsselt kommunizieren:

Warum könnte Open Whispersystems eine glaubwürdigere und länger andauernde Alternative zu WhatsApp sein?

Die Firma WhatsApp hat seit der Gründung im Jahr 2009 versucht, mit ihrer damals noch besonderen SMS-Alternative, die Nutzerzahlen zu mehren, ohne ein konkretes Geschäftsmodell vor Augen zu haben. Neben Risikokapital hat ihnen ein geringer Obolus in den jeweiligen App-Stores ermöglicht, ihre Ressourcen soweit zu erhöhen, dass sie die stetig wachsenden Nutzerzahlen weiterhin bedienen konnten. Ein bis dahin reines Verlustgeschäft. Nach knapp 5 Jahren ging die Firma dann mit ihren damals 450 Millionen Nutzern und Daten für 19 Milliarden Dollar an Facebook. Die Frage nach dem Geschäftsmodell ist damit beantwortet.

Lt. Wikipedia wurde die Firma Whisper Systems im Jahr 2010 mit dem Ziel gegründet, kommerzielle Apps für verschlüsselte Kommunikation zu produzieren und zu vertreiben. Die ursprünglichen Versionen von RedPhone und TextSecure entstammen dieser Zeit. Nur ein Jahr später wurde die Firma durch Twitter übernommen. Im Dezember 2011 wurde TextSecure und im Juli 2012 RedPhone als Freie und Open Source Software unter der GPLv3 durch Twitter freigegeben. Open Whispersystems wurde anschließend im Januar 2013 als Community etabliert, um diesen Projekten ein neues Zuhause zu bieten. Lt. Wikipedia finanziert sich die Community über Zuschüsse und Spenden, u.a. durch die Freedom of the Press Foundation, die Knight Foundation, die Shuttleworth Foundation und den Open Technology Fund. Open Whispersystems selbst hält sich diesbzgl. etwas bedeckt und belässt es bei einer recht allgemeinen Aussage.

Erklärte Ziel des Projektes ist es, verschlüsselte Kommunikation so allgegenwärtig wie möglich und frei verfügbar für jedermann zu machen. Zuletzt hat zum Beispiel der Gründer von (Open) Whispersystems Moxie Marlinspike gegen GnuPG-basierte Email-Verschlüsselung in seinem Blog gepoltert, da diese Art der Verschlüsselung zu kompliziert sei und auch nach 20 Jahren nicht von der breiten Masse übernommen wurde.

Keine Frage, die Apps von Open Whispersystems überzeugen mit ihrer Benutzerfreundlichkeit, bei gleichzeitiger Wahrung und Sicherung der Privatsphäre. Das entsprechende Medienecho hat Open Whispersystems spätestens seit der Veröffentlichung der neuen Version von Signal (siehe the Intercept, ArsTechnica, Heise, …). Auch schneiden sie im Vergleich zu anderen sicheren Messaging-Apps durchweg positiv ab. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass auch die Nutzer entsprechend umsteigen werden … an Gründen für einen Wechsel mangelt es aktuell nicht (Stichwort Gemalto).